Die perfekte Hand - Im Auge des Zyklon
Es ist nicht ratsam die Hand ins Zentrum der Kommunikation mit dem Pferd zu stellen, denn dies ist für so manches Problem das beim Reiten entsteht, die Ursache. Zugleich aber kann genau sie das Zünglein an der Waage und das Tüpfelchen auf dem i sein!
Wie auch die Beine, sollten auch die Hände lediglich dem Sitzzentrum dienen, es unterstützen, aber keinesfalls dominieren. Die Hand hat, wenn mit Gebiss geritten, Zugang zu einem der sensibelsten Bereiche am Pferd, und die Kräfte die wir über Zügel und Gebiss/Kandare zur Verfügung haben, sind enorm! Deshalb sollte im Unterricht und in der Ausbildung des Freizeit-, Amateur- und Berufsreiters, besondere Aufmerksamkeit auf die Schulung einer "sitzunabhängigen und freundlichen Hand" gelegt werden.
Hat das Pferd gelernt unserer Hand zu vertrauen und keine Grobheiten durch sie befürchten zu müssen, bietet uns genau diese Sensibilität die Möglichkeit, für einen feinen Dialog zwischen Reiterhand und Pferdemaul.
Erst einer Hand die gelernt hat still, gefühlvoll und unabhängig zu sein, kann sich das Pferd –auch innerlich- hingeben und loslassen. Umgekehrt ist nur ein losgelassenes Pferd in der Lage, eine feine Hand und deren Signale zu „hören“, zu verstehen und darauf zu reagieren.
Gut zu wissen:
Wie bei den Beinhilfen, so sind auch bei den Zügelhilfen die Zwischenräume zwischen zwei „Aktionen“ dazu da, das Pferd antworten zu lassen und sich wieder neu zu sensibilisieren. Ein permanentes „Vollquasseln“ des Pferdes mit unseren Einwirkungsmöglichkeiten (ob bewusst oder unbewusst), macht sie taub, sprachlos und dumpf. Dazu zähle ich auch „Abspielen“, „links-rechts ablösen“, „Vibrieren“, „Klingeln“, . . . .
4 Grundvoraussetzungen für eine feine Hand
Du hast gelernt dein Gleichgewicht im Sattel zu finden und es zu halten
Solange die Hand beim Gleichgewichtfinden noch helfen muss, ist sie noch nicht bereit für ihre eigentlichen Aufgaben und Möglichkeiten.
Dein Bewegungszentrum ist geschmeidig und vernetzt
Steifheit oder Instabilität in diesen Bereichen erschweren oder verunmöglichen das Eingehen in die Bewegung des Pferdes. Die Hand wird kompensieren müssen.
Deine Zügelhand ist mit deinem Sitzzentrum verbunden
Diese Verbindung ist es, die die Hand stabilisiert und zur Ruhe kommen lässt. Zügel die ausschliesslich aus den Schultern gehalten werden, schwächen die Aufrichtung und Balance der Reiterin und übertragen diese in die Zügel.
Du trägst die Ellenbogen VOR der Senkrechten
Die Ellenbogen hinter der Senkrechten, deuten meist auf übermässiges „Nehmen“ und Kontrollieren hin was das Pferd eher frustriert, und in seiner Gehfreude entmutigt. Die Ellenbogen vor der Senkrechten unterstützen die „gebende“ Hand.
Was sind die Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten der Reiterhand?
Eine geübte Reiterhand hat viel mehr Möglichkeiten als nur Annehmen, Nachgeben und Verwahren.
Im Folgenden einige Beispiele:
Die begleitende Hand
Die begleitende Hand steht an erster Stelle in der Ausbildung der/des „jungen“ Reiterin/Reiters als auch in der Ausbildung des jungen Pferdes. Sie ist das Fundament aller weiteren Einsatzmöglichkeiten der Reiterhand. Bevor Reiterin und Reiter lernen ihr Pferd durch weitere Facetten der Handeinwirkung zu beeinflussen, empfehle ich, erst die begleitende Hand zu erlernen. Also eine Hand, die das Pferdemaul in jeder beliebigen Kopfposition weich, verlässlich und ununterbrochen begleiten kann.
So eine Hand stiftet Vertrauen und ist ganz besonders bei jungen Pferden und Pferden die ein Kontakt- und Vertrauensproblem mit der Reiterhand erlernt haben, hilfreich. Hat das Pferd auf diese Weise das Vertrauen in die Hand (wieder) gefunden, wird Anlehnung und spätere Beizäumung auf natürliche Weise daraus entstehen.
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